Im Jahr 1969 wurde am Sonntag den 20. Juli, die „2. Schwere DMV Rangau – Geländefahrt“ in Uehlfeld ausgetragen. Offiziell wurde diese Veranstaltung von der OMK mit dem Prädikat als Deutscher Geländemeisterschaftslauf für Motorräder mit Seitenwagen (Lizenzfahrer) und als Wettbewerb „Bester deutscher Geländeausweisfahrer 1969 mit und ohne Seitenwagen“ bezeichnet.
Was bedeutete dies ?
1969 hatte sich die Oberste Motorsportkommission (OMK) entschieden, erstmalig die Deutsche Geländemeisterschaft von Lizenzfahrern (entspricht heute der A-Lizenz) und Ausweisfahrern (entspricht heute B-Lizenz) zu trennen und in gesonderten Veranstaltungen auszutragen.
Die Lizenzfahrer in den Soloklassen ermittelten ihre „Deutschen Geländemeister“ bei Veranstaltungen in Augsburg, Siegen, Munster, Mauer und Gefrees.
Die Ausweisfahrer hingegen ermittelten ihre Titelträger in den einzelnen Klassen, die sich dann als „Beste Gelände-Ausweisfahrer 1969“ bezeichnen durften, bei Veranstaltungen in Koblenz, Dahn, Kettenbach, Bielstein und dem Endlauf in Uehlfeld. Bei dieser Veranstaltungsreihe hatten zusätzlich auch die Gespanne (sowohl Lizenz- als auch Ausweisfahrer) mit anzutreten. Insofern war dies eigentlich für den MSV Rangau, die Ausrichtung seiner ersten, etwas verkappten DM-Prädikatsveranstaltung, weil sich dies nur auf wenige Gespanne in der Lizenzklasse (7) bezog. Letztlich war dies der Probelauf für die eigentlichen DM-Veranstaltungen, die dann ab dem Jahr 1970 folgen sollten.
Dieser doch sehr seltsame Austragungsmodus im Jahr 1969 bewährte sich letztlich nicht und wurde nach nur einem Jahr von der OMK wieder aufgegeben. Ab 1970 durften dann Lizenz- und Ausweisfahrer in den Solo- und Gespannklassen wieder bei gemeinsamen Veranstaltungen, mit deutlich größeren Starterfeldern, antreten.
Soviel zum Hintergrund dieser Prädikatsbezeichnung für die 2. Rangau – Geländefahrt in Uehlfeld.
Für den veranstaltenden MSV sind Günther Ochs aus Demantsfürth und Paul Zwanzger aus Uehlfeld auf Hercules in der Klasse bis 50 ccm und Fritz Prechtel aus Demantsfürth auf einer Hercules in der Klasse bis 125 ccm angetreten. Als weiterer Teilnehmer aus der Region war noch Bernhard Fischer aus Herzogenaurach auf einer DKW in der Klasse bis 175 ccm am Start.
Die Streckenführung verlief erneut in zwei Schleifen rund um Uehlfeld. Wie im Jahr zuvor wurde zunächst in westliche Richtung Rauschenberg, Schornweisach und Vestenbergsgreuth angesteuert, ehe bei Uehlfeld die B 470 überquert wurde und die Strecke dann eine Schleife in Richtung Süden machte. Diese fiel diesmal jedoch deutlich kürzer aus als noch vor einem Jahr. Über Sauerheim, Rezelsdorf, Kästel ging es dann nach Linden und Traishöchstädt, ehe man das Fahrerlager in Uehlfeld wieder erreichte. Wegen der auf 57 Kilometer verkürzten Streckenführung mussten insgesamt 4 Runden absolviert werden. In der zweiten und dritten Runde hatten die Fahrer bei Kästel im Wald jeweils eine Sonderprüfung auf Höchstgeschwindigkeit absolvieren. Auf Trialsektionen, wie sie noch 1968 wesentlicher Bestandteil der Wertung waren, wurde verzichtet. Besonders schwierige Streckenabschnitte waren erneut die Steilauffahrten bei Kästel und Schornweisach, wo sich viele Zuschauer versammelten und auch helfend eingriffen. Obwohl in diesem Jahr trockenes Wetter vorherrschte, war die Strecke keinesfalls leicht. Die ausgesuchten und vom Vorjahr bereits ausgefahrenen Waldwege, waren meist von tückischen Wurzeln durchzogen, so dass hohe Ansprüche an die Konzentration und das Können der Fahrer gestellt waren.
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Erneut berichtete die Fränkische Landeszeitung in einem ganzseitigen Artikel von dem Ereignis.
Hier einige Auszüge aus der Berichterstattung:
„ Attraktion: Gespanne. Zum vollen Erfolg wurde die vom MSV Rangau ausgerichtete 2. Schwere DMV-Rangau-Geländefahrt“ mit Start und Ziel in Uehlfeld. Ab 7 Uhr wurden die 63 Maschinen, davon 9 Gespanne, auf den 57 Kilometer langen Rundkurs geschickt. Gemeldet hatten 76 Fahrer.
Das günstige Wetter und das Motorengeknatter, hatte zahlreiche Zuschauer angelockt. Hauptsächlich die Steilauffahrten waren gesäumt von Hunderten von Sportbegeisterten. Sie kamen alle voll auf ihre Kosten.
Sportleiter Erhard Eichner in dessen bewährten Händen die Organisation lag, und Hans Großberger hatten die Strecke ausgesucht. Für die Gesamtleitung zeichneten Karl Preißinger (DMV) und Adolf Roth, der 1. Vorsitzende des MSV Rangau, verantwortlich. Ihnen war es zu verdanken, dass alles wie am Schnürchen klappte.
Schon eine Stunde nach Schluß des Rennens konnte in der Brauerei Zwanzger die Siegerehrung vorgenommen werden. Bei der Siegerehrung, die Bundespostminister Dr. Werner Dollinger als Schirmherr der Veranstaltung vornahm, wurden 34 Gold-, zehn Silber- und eine Bronzemedaille verliehen. Dr. Dollinger überreichte auch den von ihm gestifteten Pokal für den Tagesschnellsten.“
Klassensieger:
Karl Glöckner, Amberg, Klasse bis 50 ccm (Hercules).
Gerd Rühl, Höchst, Klasse bis 75 ccm (Löwer-Sachs).
Hans-Jörg Gärtner, Lindenfels, bis 100 ccm (Löwer-Sachs).
Sigurd Schmidt, Amberg, bis 125 ccm (Hercules).
Volker Manzke, Lindenfels, Klasse bis 175 ccm (Löwer-Sachs), zugleich Tagesbester.
Emil Reißfelder, Batzfeld, Klasse bis 250 ccm (Maico).
Horst Zien, Philippsburg, Klasse bis 500 ccm (Maico).
Gebrüder Hartmann, Heidenheim, Seitenwagen-Ausweisfahrer (BMW).
Gebrüder Noss, Hau, Seitenwagen-Lizenzfahrer (BMW).
Was fällt bei dieser Ergebnisliste auf ?
3 Klassensieger inkl. Tagesschnellster, sind mit Motorrädern unterwegs, die eigentlich niemand so richtig kennt, nämlich Löwer-Sachs. Die Sache ist relativ einfach aufzuklären. Die zu dieser Zeit am häufigsten in den kleinen Klassen eingesetzten käuflichen Geländemaschinen waren die Fahrzeuge von Hercules. Diese wurden auch hinlänglich beworben und waren relativ preiswert, wie man aus dem Werbeprospekt entnehmen kann.
Allerdings waren sie technisch mit ihrem relativ schweren Zentralrohrrahmen nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Dieses Problem hat Gernot Löwer, ein findiger Hesse und begeisterter Geländefahrer, früh erkannt und um die Sachs-Motoren (meist ausgestattet mit speziell bearbeiteten Zylindern des Sachs-Fachmannes Kaiser) herum einen schmucken Doppelschleifenrahmen auf Basis der Maico GS 125, ergänzt mit einer leichten Ceriani-Telegabel, gebaut. Garniert hat er dies mit einem GFK-Tank und Radnaben aus dem MZ-Regal und fertig waren leichte und sehr konkurrenzfähige Sportgeräte für die Klassen 50 – 175 ccm, die er in Kleinserien verkaufte.
Einige dieser seltenen Motorräder haben bis heute überlebt, und werden noch immer von Gernot Löwer und seinem Sohn bei Classic-Geländefahrten an den Start gebracht.
Was gab es sonst noch im Motorsportjahr 1969:
- Die 44. Internationale Sechstagefahrt wurde in Garmisch-Partenkirchen ausgetragen. Deutschland als letztjähriger Trophygewinner durfte die Veranstaltung ausrichten. Leider platzte unsere Trophy-Mannschaft, da an den beiden 50 ccm Zündapp´s von Brinkmann und Brandl Getriebeprobleme auftraten, welche zum Ausfall dieser beiden Team- Fahrer führten. Gewinner der Trophy wurde das DDR-Team , das mit 6 Fahrern auf MZ ETS in den Klassen 175-500 ccm antrat. Die DDR siegte verdient und strafpunktfrei vor den Tschechen auf ihren Jawa`s.
- In der Silbervasen-Wertung hingegen belegten die beiden deutschen Mannschaften Platz 1 und 2.
- In der Moto Cross Weltmeisterschaft bis 250 ccm verteidigte Joel Robert aus Belgien auf CZ seinen Titel.
- In der Moto Cross Weltmeisterschaft bis 500 ccm gab es eine Wachablösung. Nach drei Titeln in Folge(66,67,68)musste sich Paul Friedrichs aus der DDR auf seiner CZ, diesmal mit Platz 3 zufriedengeben. Den Titel errang der junge Schwede Bengt Aberg auf einer Husqvarna.
- In der Deutschen Moto Cross Meisterschaft hingegen blieb alles wie gewohnt. Der Werksfahrer Adolf Weil aus Solingen gewann erneut beide Titel auf Maico.