1974

5. Schwere DMV Rangau-Geländefahrt am 14. Juli 1974, als Deutscher Geländemeisterschaftslauf für Motorräder mit und ohne Seitenwagen.

„Die Schwerste zum Schluss“

Die Geländefahrt 1974 war die letzte Geländesport-Großveranstaltung, die vom MSV-Rangau in Uehlfeld ausgerichtet wurde. Zugleich war sie auch die schwierigste aller fünf Geländefahrten. Regenfälle an den Vortagen hatten die 75 Kilometer-Runde, welche dreimal zu absolvieren war, bereits erheblich aufgeweicht. Am Veranstaltungstag öffnete dann gegen Mittag der Himmel regelrecht seine Schleusen und unvorstellbare Wassermassen strömten auf die Fahrer ein. Viele Streckenteile wurden regelrecht überflutet und waren kaum noch passierbar. Von ursprünglich 214 Startern waren am Ende des Tages noch 133 Teilnehmer in Wertung im Ziel.

81 Ausfälle entsprachen einer Quote von nahezu 40 Prozent. Die Mehrzahl der Ausfälle war auf Konditionsschwächen der Fahrer oder elektrische Defekte an den Maschinen durch eindringendes Wasser zurückzuführen. Friedrich Hieronymus berichtet, dass er bis heute, bei keiner weiteren seiner zahlreichen Rennteilnahmen, jemals wieder solche katastrophalen Wetterbedingungen erlebt hat. Peter Strauß aus Stübach musste beispielsweise mit Zündkerzendefekt in Schornweisach aufgeben. An einen Kerzenwechsel auf der Strecke war nicht zu denken, so waren Motor und Zylinder seiner Hercules mit Schlamm überkrustet. Von einem Autofahrer ließ er sich mittels Seil ins Fahrerlager nach Uehlfeld zurückschleppen.

Die Strecke war vom Veranstalter ähnlich wie in den früheren Jahren ausgesucht worden. Lediglich eine Erweiterung im Bereich Altenbuch und Pahres hatte man als Ergänzung noch dazu genommen. Auf einem Flurbereinigungsweg nördlich von Uehlfeld fand eine 200 m lange Beschleunigungsprüfung statt und die Sonderprüfung hatte man diesmal nördlich des Ortsrandes von Willmersbach abgesteckt. Steilauffahrten gab es erneut bei Schornweisach, Vestenbergsgreuth und Kästel. Trotz der schlechten Witterung war der Zuschauerzuspruch entlang der gesamten Strecke riesengroß.

Dies lag zum einen daran, dass erneut die gesamte deutsche Geländesportelite den Weg nach Uehlfeld gefunden hatte um hier um Meisterschaftspunkte zu kämpfen, aber zum anderen auch an der Teilnahme vieler Lokalmatadore.

Folgende 16 aktive Fahrer aus der Region waren als Teilnehmer am Start:

  • Friedrich Hieronymus, Dachsbach, Zündapp 50 ccm.
  • Simon Denzler, Rauschenberg, Eigenbau/Sachs, 50 ccm.
  • Wolfgang Frank, Dietersheim, Maico 100 ccm.
  • Werner Güttler, Emskirchen, Hercules, 100 ccm.
  • Peter Klör, Markt Erlbach, Hercules, 100 ccm.
  • Helmut Lass, Ipsheim, Maico, 100 ccm.
  • Werner Frühwald, Neustadt/Aisch, Hercules, 125 ccm.
  • Peter Strauß, Stübach, Hercules, 125 ccm.
  • Erwin Strauß, Stübach, Hercules, 125 ccm.
  • Paul Hieronymus, Diespeck, KTM, 125 ccm.
  • Bernd Söll, Oberreichenbach, KTM, 125 ccm.
  • Eugen Pfeifer, Markt Taschendorf, KTM, 125 ccm.
  • Günter Wick, Bad Windsheim, Sachs, 125 ccm.
  • Fritz Rieder, Dettendorf, Hercules, 125 ccm
  • Otmar Kolb, Obernzenn, Maico, 250 ccm
  • Bernhard Rost, Dachsbach, KTM, 250 ccm.

Am Ende des Tages war der hier im Aischgrund bestens bekannte Reinhard Christel aus Uttenreuth auf einer 125er Werks-Zündapp der Tagesschnellste. Er durfte den großen Pokal des Schirmherrn, Dr. Werner Dollinger, entgegennehmen. In der Klasse bis 50 ccm belegte Friedrich Hieronymus aus Dachsbach, ebenfalls auf einer vom Werk eingesetzten Zündapp, einen guten zweiten Platz.

Bei der Durchsicht des Programmheftes fiel gegenüber den zurückliegenden Jahren die zahlreiche Teilnahme einer in Deutschland damals relativ neuen Motorradmarke, nämlich KTM aus Österreich, auf. Allein 78 Nennungen auf diesem Fabrikat konnten im Programmheftgezählt werden. Eine doch große Menge, welche plötzlich in die bisherige Phalanx von Hercules- und Maico-Fahrern einbrach. Dies war nicht zuletzt auf die Aktivitäten des Importeurs, Toni Stöcklmeier aus Amberg, zurückzuführen.

Dieser startete selbst auf einer 350er, musste sich aber in Uehlfeld seinem Konkurrenten, Reiner Herbertz auf einer MZ, geschlagen geben. Trotzdem war er am Jahresende der erste KTM – Fahrer überhaupt, der für das Fabrikat einen Meistertitel in der Deutschen Geländemeisterschaft einfahren konnte.

Wie wir heute wissen, sind diesem für KTM noch sehr viele gefolgt.

KTM – eine Marke, stark im Kommen.